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"100 Jahre Günter Wöhe – was die BWL heute leisten muss"-Beitrag von Prof. Dr. Babara E. Weißenberger in der FAZ vom 28.04.2024

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Zum 100. Geburtstag von Günter Wöhe am 2. Mai 2024: Er ist der wohl erfolgreichste deutschsprachige Lehrbuchautor mit über 1,6 Mio. verkauften Exemplaren seiner "Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre" seit 1960, gleichzeitig aber nicht unumstritten.
Warum? Unter anderem deshalb, weil sich die Wissenschaft mit dem Anspruch einer „Allgemeinen“ Betriebswirtschaftslehre schwertut. Forderungen nach einer geschlossenen theoretische Gesamtkonzeption reiben sich an der immer weiter zunehmenden inhaltlichen und methodischen Ausdifferenzierung der Betriebswirtschaftslehre. Gerade dies ist aber aus einer modernen und im Forschungswettbewerb erfolgreichen Betriebswirtschaftslehre nicht mehr wegzudenken.  Fazit: Der Wunsch nach einer einheitlichen und allumfassenden ökonomischen Großtheorie, mit der die Eigenart betriebswirtschaftlicher Phänomene rekonstruiert und einer praktischen Gestaltung zugänglich gemacht wird, kann nicht mehr bedient werden.
Dennoch ist eine Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, die als fachlicher Kern einen generalistischen Zugang zu Unternehmen ermöglicht, keineswegs passé. Sie zeichnet sich heute aber gerade nicht mehr durch einen monistischen Methodenkern aus, sondern bildet vielmehr eine Klammer um Unternehmen als Erfahrungsobjekt. Diese werden zwar auch von anderen Wissenschaften in den Blick genommen (Technikwissenschaften, Arbeits- und Organisationspsychologie oder Wirtschaftssoziologie). Aber erst in der Betriebswirtschaftslehre werden Unternehmen durch den disziplinären Fokus auf das produktive Heben von Synergien mithilfe organisationaler Kooperation zum Erkenntnisobjekt mit ökonomischer Relevanz. Jede der betriebswirtschaftliche Teildisziplinen - ob Rechnungswesen, Finanzierung, Steuerlehre, Marketing, Organisation oder Innovationsmanagement - nähert sich diesem gemeinsamen Erkenntnisobjekt aus einem eigenen Blickwinkel und formt so den professionellen Wissenskorpus zum Gesamtbild.
Pointiert gesprochen ist die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre heute keine einzelne Vorlesung oder Lehrbuch mehr, sondern vielmehr eine fachliche Haltung. Genau vor diesem Hintergrund müssen synoptische Lehrbücher wie der „Wöhe“ eingeordnet und gewürdigt werden. Ihre Leistung besteht vor allem in der sorgfältig kuratierten und gut verständlichen Zusammenstellung betriebswirtschaftlicher Instrumente und Praktiken als institutionelles Fundament, das bis heute in allen Unternehmen zu finden ist. Dies ist umso wichtiger, als sich betriebswirtschaftliche Institutionen in ihrer konkreten Ausgestaltung in Unternehmen nur selten aus ökonomischen Modellen ableiten lassen. Aber sie müssen eben richtig beschrieben und verstanden werden, damit sie theoriegeleitet verbessert und weiterentwickelt werden können.

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Kategorie/n: WiWi-Accounting-Aktuell
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